Das Jahr 2017 ist erst einige Tage jung, doch werfen prägende politische Entwicklungen ihren Schatten voraus. Die Demokratien in Deutschland und Frankreich werden mit den Versuchungen eines nationalen Protektionismus und einem tendenziellen politischen Ruck zum rechten Lager getestet. Doch welche Auswirkungen haben diese Tendenzen auf die Gründerkultur und welche Entwicklung ist für diese auf europäischer Ebene erstrebenswert? Der folgende Artikel soll einige Anregungen und Antworten bieten.
Problem Föderalismus und Bildungspolitik
Grenzen sind für Gründer und auch Unternehmen immer eine sehr negative, opportunistische Barriere, die es für die Erreichung der gesetzten unternehmerischen Ziele mit viel Aufwand zu überwinden gilt. Doch beginnen die Probleme nicht erst mit der Einführung von Produkten und der Erschließung von Märkten. Viel früher, bereits in der Bildungspolitik und dem unterschiedlichen lernplanmäßigen Umgang, angefangen von der frühkindlichen Erziehung bis hin zur Erlernung von Fremdsprachen, dem Programmieren oder dem Verständnis für Finanzen, führt der Nationalismus und der Föderalismus innerhalb der Nationen zu umfangreichen Problemen. Er schafft für Gründer eine Ungleichheit in der Bewertung der Qualifikation von möglichen Mitarbeitern, Mitgründern und auch Kunden. Diese Ungleichheit sowohl auf nationaler, als auch auf europäische Ebene erschwert eine Einbindung von Personen in Gründungsprozesse.
Forderung: Europa braucht ein einheitliches Bildungssystem, nicht erst beginnend bei universitären Abschlüssen, sondern bereits auf der Ebene der frühkindlichen Erziehung.
Die Umsetzung dieser Forderung würde eine europaweit flexible und zudem auch qualitativ hochwertige Einbeziehung von Mitarbeitern ermöglichen. Potentiale dürfen nicht aufgrund der Herkunft auf der Strecke bleiben. Problem Abschottung der Märkte
Konservative und auch rechtsorientierte Parteien streben häufig nach einem „starken“ und wirtschaftlich erfolgreichen Staat. Die Verwirklichung dieser Ziele soll durch eine Abschottung der heimischen Wirtschaft umgesetzt werden. Auch in der Wirtschaftspolitik des gewählten US-Präsidenten Trump finden sich diese Forderungen wieder. Steuerliche Anreize wie sehr niedrige Gewerbesteuern (Beispiel Irland) oder Subventionen tragen hierbei ebenso zu einer Wettbewerbsverzerrung zu Lasten von Innovation und Technik bei, wie die Androhung und natürlich auch die Umsetzung einer etwaigen Besteuerung auf Importe. Diese Eintrittsbarrieren erschweren es sowohl gestanden Unternehmen, als auch Gründern sehr schnell in Märkten zu wachsen.
Forderung: Europa muss sich entschieden gegen eine nationalistische Wirtschaftspolitik stellen und dauerhaft freie Märkte garantieren. Freie Märkte, welche durch Handelsabkommen mit anderen Staaten erweitert werden können, tragen auch aus Sicht von Gründern zur Perspektive eines größeren Warenabsatzes bei. Als Exportweltmeister sollte die Bundesrepublik Deutschland ein großes Interesse an einer dauerhaft funktionierenden Exportgrundlage haben und daher diese Forderung nachhaltig unterstützen.
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- Der englische Begriff „Startup“ beschreibt eine kürzlich gegründete Firma, die sich in der ersten Phase des Lebenszyklus eines Unternehmens befindet. Menschen, die ein solches Unternehmen ins Leben rufen, werden als Gründer bezeichnet.
- Der englische Begriff „Startup“ beschreibt eine kürzlich gegründete Firma, die sich in der ersten Phase des Lebenszyklus eines Unternehmens befindet. Menschen, die ein solches Unternehmen ins Leben rufen, werden als Gründer bezeichnet.
Problem internationale (europäische) Gesetze
Gründer bauen Geschäftsmodelle auf der Grundlage der jeweils aktuellen Rechtsprechung. Eine konstante Rechtsprechung ist zwingend notwendig, da etwaige Änderungen auch immer dazu führen, dass die Geschäftsmodelle nicht weiterentwickelt, sondern an juristische Forderungen angepasst werden müssen. Stellen europäische Standards hier noch verhältnismäßig akzeptable und kalkulierbare Größenordnung dar, so erweckt der Umgang von den Mitgliedsstaaten mit selbst erlassenen Gesetzen eine berechtigte Skepsis und Unruhe. Beispielsweise sei hier der Vertrag von Maastricht genannt, welcher noch lange vor Griechenland und Spanien von Deutschland und Frankreich gebrochen, aber auf Sanktionsseite nicht umgesetzt wurde: Zwar brachen die Staaten europäisches Recht, wurden dafür aber nicht bestraft.
Forderung: Europa muss dafür sorgen, dass die von den Mitgliedsstaaten verabschiedeten Gesetze eingehalten werden und der Rechtsstaat eine höhere Instanz darstellt als nationale und populistische Strömungen, welche diese Regelungen umgehen wollen.
Problem Konzentration von Macht und Kapital
Junge Unternehmen haben mit ihren Geschäftsmodellen meist noch keine große Lobby, die sie hinter sich vereinen können, um aktiv an Gesetzesvorhaben mitzuwirken. Dieses Privileg obliegt aber großen Unternehmen, welche über schier unbegrenzte finanzielle Ressourcen verfügen und aktiv die Politik mitgestalten. Egal ob es um Produktsubventionen z.B. für Elektrofahrzeuge oder Subventionen von Produktionsstätten oder ähnliches geht. Das aktive Einmischen von Nationalstaaten in die Wirtschaftspolitik ist selten auf langfristige Geschäftsmodelle konzentriert, sondern hat viel mehr kurzfristige Erfolge im Sinn, die sich dann wiederum in Wahlkämpfen gut vermarkten lassen. Dieser Ansatz ist jedoch falsch, denn Innovationen und Veränderungen gehen sowohl in der heutigen Zeit, als auch in der Vergangenheit selten von gereiften Unternehmen aus – sie wachsen in Garagen von ehrgeizigen und kreativen Gründern.
Forderung: Europa muss nationale Subventionen und den Einfluss der politischen Akteure in den Markt stoppen.
Besonders gravierend zeigt sich der Einfluss des Staates mit dem konzentrierten Augenmerk auf große Unternehmen, insbesondere in der Steuerpolitik und der Auslegung des Kartellrechts.
Wird es großen Unternehmen wie Google oder Apple ermöglicht, meist steuerbegünstigt in einem europäischen Land aktiv zu sein, da es entsprechende Gesetzeslücken (Beispiel Irland ) ausnutzen kann, so zahlen neugegründete Unternehmen bereits im ersten Jahr im jeweiligen Gründerland prozentual erheblich mehr an Steuern auf ihre Gewinne. Auch die Aushebelung des wichtigen Kartellrechts, welches zuletzt in Deutschland im Falle Edeka-Tengelmann durch eine Ministererlaubnis gebrochen wurde, zeigt die tendenziell abzulehnenden Eingriffe in den Markt.
Genauso wie kleine Unternehmen vor dem Risiko einer Insolvenz Maßnahmen ergreifen müssen, so muss es auch für große Unternehmen oder auch Banken gelten. Der Eingriff des Staates ist hier immerzu ein nationalistischer Eingriff in den Markt – er belohnt große Lobbyarbeit, passt sich aber nicht den Wünschen der Konsumenten an.
Problem Verteidigungspolitik
Banal ausgedrückt ist Krieg immer schlecht für das Geschäft. Besonders problematisch wird es jedoch dann, wenn internationale Konflikte in „Stellvertreterkriegen“ durch wirtschaftliche Sanktionen einen direkten Einzug in die unternehmerischen Aktivitäten erlangen. Der unterschiedliche Umgang Europas in Fragen der Außenpolitik erschwert hier sehr massiv eine ruhige und konstante Planung von etwaigen Expansionen.
Forderung: Europa braucht eine einheitliche Verteidigungs- und Außenpolitik. Insbesondere die Forderung nach der einheitlichen Außenpolitik begründet sich auf den Größenverhältnissen der internationalen Märkte. Nur ein starkes und einheitliches Europa kann eine erfolgreiche Brutstätte von jungen Unternehmen sein, die als internationale Konzerne von Morgen die ersten Schritte wagen.
Europa muss eins werden
Grenzen und der Eingriff von nationalen Regierungen wirken auf Gründer nahezu ausschließlich negativ. Die Forderungen aus der Sicht eines Gründers sind daher ganz klar darauf ausgelegt, Europa politisch und wirtschaftlich zu einer Einheit zu machen und dem starken Europa möglichst umfangreiche gegenwärtig noch national geregelte Kompetenzen zu übertragen. Kein europäisches Land alleine wird dauerhaft in der Lage sein, den internationalen Entwicklungen der großen geopolitischen Strategien standzuhalten. Gründer brauchen Sicherheit, diese Sicherheit muss in allen Belangen an erster Stelle stehen. Die Souveränität ist daher entgegen der aktuellen populistischen Meinungen, nicht wieder nationalstaatlich zu konzentrieren, sondern weiter auf Europa auszudehnen.
1. Am 18. Januar 2017 um 17:02, von mister-ede Als Antwort Das Europa der Zukunft – Forderungen eines Gründers
Eine zentralisierte Bildungspolitik von Brüssel aus ist kein Gewinn, sondern ein Rückschritt. Wer sich mal mit der Bologna-Reform auseinandergesetzt hat, erkennt das auch recht schnell. Anstelle zentralisierter Schulsysteme wie in Frankreich oder der DDR, braucht die Bildung künftig mehr Flexibilität und mehr Freiheit für Schulen.
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