Die hohe Kunst der Körpersprache

Kolumne „Europa im Blick“

, von  Nathalie Bockelt

Die hohe Kunst der Körpersprache
Was wohl gerade in den Köpfen von Merkel, Cameron und Obama vorgeht? Foto: © Number 10 / Flickr / Lizenz: CC BY-SA 2.0

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte – so lautet ein altes deutsches Sprichwort. Auch europäische Politiker wissen um die symbolische Macht der Körpersprache und setzen sie deshalb sie immer wieder ein, um Sympathie zu erzeugen. Ein Entschlüsselungsversuch.

Außer Kontrolle

Mit der Körpersprache ist es so eine Sache, denn viele Menschen verraten damit mehr über sich, als ihnen lieb ist. Mimik, Gestik und Körperhaltung werden vom Unterbewusstsein gesteuert und können somit nur schwer kontrolliert werden. Kommunikationsexperten vermuten sogar, dass nur zehn Prozent des Gesagten über Worte vermittelt werden. Grund genug für viele Spitzenpolitiker, sich von teuren Beratern zeigen zu lassen, wie sie ihre Stärken am besten zum Ausdruck bringen können.

Bei der Interpretation der Körpersprache spielt jedoch immer der kulturelle Hintergrund die entscheidende Rolle. Verhaltensforscher versuchen auf diese Weise, die Unterschiede in der Körpersprache europäischer Politiker zu erklären. Demnach verhalten sich Nordeuropäer eher distanziert und weniger gefühlsbetont. Dieses Verhalten erwarten sie auch von ihren politischen Repräsentanten. Im Gegensatz hierzu reagieren Südeuropäer tendenziell emotionaler, was sich in der Wahl ihrer Politiker widerspiegelt.

Körpersprache als politisches Markenzeichen

Viele europäische Politiker haben mittlerweile eine unverkennbare Körpersprache entwickelt, die ihrem Charakter entspricht. Die berühmte Merkel-Raute beispielsweise besitzt mittlerweile ihren eigenen Fan-Blog, während der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi auch heute noch als Meister der Selbstinszenierung gilt. Der britische Premierminister David Cameron wiederum vermittelt mit seiner überschwänglichen Gestik Führungsstärke und Selbstbewusstsein.

Auch die Beziehungen zwischen Politikern lassen sich mittels Körpersprache einfach entschlüsseln. So zeigt sich etwa das gute Verhältnis von Barack Obama und Angela Merkel in ihrer einander zugewandten Sitz- und Körperhaltung. Sehr gut verstand sich die Bundeskanzlerin auch mit dem früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, den sie stets – für sie beinahe untypisch – herzlich begrüßte. Sarkozys Amtsnachfolger François Hollande dagegen muss sich bei gemeinsamen Treffen mit einem Handschlag begnügen.

Putin entschlüsselt

Übrigens hat die Körpersprache der europäischen Spitzenpolitiker auch in anderen Teilen der Welt einen hohen Stellenwert. Das US-Verteidigungsministerium gibt pro Jahr 300.000 Dollar aus, um beispielsweise die Körpersprache des russischen Präsidenten Putin analysieren zu lassen. Eine Analyse im Jahr 2004 kam dabei zu dem Ergebnis, dass Putin „extrem empfindlich auf Kritik reagiere“. Inwieweit diese Erkenntnis der amerikanische Regierung politisch weiterhalf, zum Beispiel in der Ukraine-Krise, ist jedoch leider nicht bekannt.

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