Ein Jugendprojekt, das etwas bewegt – nicht nur für die Teilnehmenden

Was ich bei dem „Future Europe Future You“-Seminar gelernt habe

, von  Juuso Järviniemi, übersetzt von Marie Menke

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Ein Jugendprojekt, das etwas bewegt – nicht nur für die Teilnehmenden
Fotoquelle: Madeleina Kay

„Future Europe Future You“ war eine eintägige Konferenz im Londoner Europahaus am 18. Juni. Als Teil des Strukturierten Dialogs der EU fanden von Jugendlichen geführte Diskussionen rund um Themen wie Arbeit, Bildung, Sicherheit und Kultur statt, sodass Ideen entwickelt werden konnten, die an die Europäische Kommission weitergeleitet wurden. Juuso Järviniemi hat an der Konferenz teilgenommen, ebenso wie an einem dazugehörigen, viertägigen Seminar.

Das Projekt wurde von Momentum World organisiert, einer Organisation, die u.a. internationale Austausche und Aufenthalte für Jugendliche durchführt. Es kombinierte den Strukturierten Dialog mit einem Training für junge Menschen rund um Eventorganisation. Die vier Themen Teambuilding, das Vorbereiten einer Konferenz, die Konferenz selbst und das Debriefing danach nahmen jeweils einen Tag des Seminars ein.

In Zusammenarbeit mit Vollzeitkräften vor Ort nahmen die Teilnehmenden des Seminars die Aufgabe an, an nur einem Tag eine Konferenz zu organisieren – gemeinsam mit Menschen, die sie erst einen Tag zuvor kennen gelernt hatten. Teilnehmende, die Konferenzstätte, der Transport und das Programm selbst – all das organisierten die Teilnehmenden in Eigenregie.

Sowohl Jugendliche als auch junge Menschen, die bereits im Arbeitsleben stehen, kamen aus dem Vereinigten Königreich zur Konferenz. Neben Diskussionen rund um die Themen der Konferenz gab es außerdem Reden von Sir Ciarán Devane, dem Geschäftsführer des British Council, Daniel Ambrus, dem stellvertretenden Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission im Vereinigten Königreich, und Tom Brake, einem britischen Parlamentsmitglied. Die zur Jungen Europäerin des Jahres 2018 gewählte Madelaine Kay machte mit einem Gastauftritt das Line-Up komplett.

Der Begriff „Jugendbeteiligung“ nervt? Aber aus einem guten Grund!

Drei der Seminarteilnehmenden wurden ausgewählt, um bei der Podiumsdiskussion der Konferenz zu sprechen. Von drei weiteren wurden die Fragen der Teilnehmenden vorgetragen, vor allem ging es dabei um Jugendbeteiligung und das Engagement von Jugendlichen und jungen Menschen. Darin spielt sich wieder, dass es bei der Konferenz immer wieder darum ging, jungen Menschen zu ermöglichen, Erfahrungen im Ausland und gemeinsam mit Menschen, die aus einem anderen Land kommen, zu sammeln. Da ich selbst zu jenen gehörte, die bei der Podiumsdiskussion sprechen durften, stellte ich strukturierten Programmen wie zum Beispiel Comenius, das nun ein Teil von Erasmus+ ist, die Idee gegenüber, jungen Menschen ein Interrail-Ticket zu schenken: Ein Programm mit verstärkt pädagogisch geleiteten Inhalten ist dabei vermutlich sinnvoller, da garantiert ist, dass alle Teilnehmenden weitere Teilnehmende aus den verschiedensten Ländern und Regionen treffen und die Gespräche zwischen ihnen sicherlich über Small Talk hinausgehen werden.

Der englische Begriff „Youth engagement“ klingt recht klischeelastig. Seitdem ich etwas mit Europäischen Angelegenheiten zu tun habe, war ich bei zahllosen Gruppendiskussionen, die es nicht geschafft haben, am Ende zu einer detaillierten Lösung zu kommen, sodass es letztendlich nur zu leeren Phrasen wie „Wir müssen mehr junge Menschen ansprechen und einbeziehen“ kam. Damit meine ich nicht, dass Erasmus+ keinen Unterschied machen würde. Wie ich auch während der Podiumsdiskussion gesagt habe, ist Erasmus inzwischen so alt, dass unsere Staats- und Regierungschefs bereits daran teilgenommen haben. Die Eliten waren schon immer international, aber man kommt nicht daran vorbei zu denken, dass eben Programme wie Erasmus jenen, die in Entscheidungen treffen, dabei helfen, Europa aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Mehr als nur ein Vorwand

In meiner Schulzeit war ich zweimal bei einer Konferenz des International Student Leadership Institutes dabei, einmal als Teilnehmer und einmal als Organisator. Am Ende der ersten Konferenz wurden die Teilnehmenden, die ausgewählt waren, um die Konferenz im folgenden Jahr selbst zu organisieren, in ein Geheimnis eingeweiht: Es geht weniger darum, Führungsqualitäten bei den rund 120 Teilnehmenden zu fördern, sondern viel mehr darum, ungefähr einem Duzent Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit und die Erfahrung zu bieten, eine Konferenz selbst zu organisieren.

War „Future Europe Future You“ auch so eine Möglichkeit, ein Projekt, das danach strebt, einen Unterschied zu machen, aber vor allem für eine eher kleine Anzahl an Teilnehmenden? Nicht wirklich. Obwohl es beim Strukturierten Dialog darum geht, dass Entscheidungsträgerinnen und -träger junge Menschen anhören, gehört doch mehr dazu. Das „Future Europe Future You“-Projekt“ wollte nach eigenen Angaben u.a. die Glaubwürdigkeit und die Präsenz von jungen Menschen in der Öffentlichkeit vergrößern und beweisen, dass nicht-formelle Bildung eine große Wirkung haben kann. Beides ist dem Projekt gelungen.

Die Teilnehmenden kamen ins Europahaus, um zu lernen und inspiriert zu werden, sie kamen nicht nur, damit die Organisatoren der Konferenz sich freuen. Die Konferenz konnte auch Entscheidungsträgerinnen, -trägern und weiteren Akteuren zeigen, dass Jugendinitiativen es wert sind, in sie zu investieren und sie anzuhören. Als Ergebnis der Konferenz kam ein hochrangiger Repräsentant einer Partei auf Momentum World zu, um eine Diskussion über internationale Möglichkeiten für junge Menschen zu organisieren. Ein weiteres Beispiel ist, dass das Event dazu beitrug, einen Teilnehmenden dazu zu sinpirieren, Programme, die internationale Möglichkeiten für junge Menschen der Feuerwehr zu organisieren: Darunter befinden sich tausende, die so eine Erfahrung bislang nicht machen konnten.

Oft lag die Aufmerksamkeit bei der Klassenzimmer-großen Gruppe von jungen Menschen, die die Konferenz organisiert hatten, aber das Projekt strebt nach größerer Wirkung – und kann sie auch erzielen. 500 Millionen Europäerinnen und Europäer werden nicht an einem einzigen Tag gemacht, aber „Future Europe Future You“ war ein Schritt in Richtung dieses Ziels.

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