Als 1909 in eine assimilierte jüdische Familie geborenes Kind führte Simone Weil ein Leben in Solidarität mit den Unterdrückten und Leidenden. Als ausgebildete Philosophin sprengte ihr Werk traditionelle Kategorien und Denkmuster. Dabei war sie keine Akademikerin im Elfenbeinturm: ihre größten Einsichten erfolgten während ihrer Aufenthalte in Fabriken, auf Farmen oder Kriegsschauplätzen. 1936 führte sie ihr militanter Aktivismus kurzzeitig nach Spanien, wo sie den Anarchisten Durutti Column in Zaragoza unterstütze. Ein Jahr später, nach einem Aufenthalt in Italien, erfuhr Weil mehreren mystische Erlebnisse, die sie zum Christentum konvertieren ließen.
Bereits in jungen Jahren zeigte sich Weils außergewöhnliche Begabung: Im Alter von zwölf Jahren beherrschte sie Altgriechisch, kurz darauf brachte sie sich Sanskrit bei. Später studierte sie an der École Normale Superieure, wo sie neben Simone de Beauvoir die beste Studentin in den Kursen für Logik und Philosophie war. Obwohl sie Sympathien für den Kommunismus hatte, kritisierte sie häufig Leon Trotsky, und galt als eine der wenigen, die in einer Debatte mit ihm bestehen konnten. Als kompromisslose und selbstständige Persönlichkeit mied sie die Kirche, politische Parteien sowie romantische und sexuelle Beziehungen jeglicher Art. Dieses Verhalten trug ihr den Namen „Marsmensch“ bei.
Als der zweite Weltkrieg ausbrach, floh sie nach Großbritannien, wo sie ihre Arbeit für den französischen Widerstand fortsetzte. Obwohl sie ihrem Heimatland entflohen war, weigerte sie sich mehr zu essen, als den Zurückgebliebenen zur Verfügung stand. In der Folge verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand auf Grund von Unterernährung und Überarbeitung zunehmend. 1946 starb sie an Tuberkulose. Später wurde Weil das Vorbild für Albert Camus‘ homme revolté und wird nicht nur in Frankreich als eine der bedeutendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts angesehen.
Kommentare verfolgen: |