Tatsächlich hat Großbritannien seit jeher eine besondere Stellung in der Europäischen Union. Geographisch betrachtet liegt es außerhalb des Festlandes abgeschottet durch das Meer. Großbritannien ist kein Mitglied des Schengen-Raums und verzichtet auch auf die Einführung der europäischen Währung.
Zwischenstaatliche Unterschiede hebt britischer Premierminister David Cameron auch hervor: „Countries are different. They make different choices. We can not harmonise everything“.
Möglicherweise ist das Vereinigte Königreich zu anders. Möglicherweise passt es nicht in den Bund Europa. Ein Referendum bis spätestens 2017 soll entscheiden, ob auf der europäischen Flagge ein Stern weniger zu sehen sein wird. Das Volk fühlt sich verstanden, es kann endlich über seine Zukunft mitentscheiden.
Aus einem Gespräch des Verfassers mit einem britischen Rentner namens George aus London geht hervor: George möchte eine EU ohne Großbritannien. Es sei ungerecht, dass das Vereinigte Königreich der EU Hilfsgelder zuschicken muss. George hat kein Verständnis dafür, dass britische Steuergelder nach Griechenland fließen, nur weil diese faul und korrupt gewesen seien. Seine Nation habe viel gearbeitet um auf den wirtschaftlichen Level zu kommen, auf dem es heute ist. Großbritannien solle keine Flüchtlinge aufnehmen, das Geld dafür könne in Pensionen investiert werden. Mit dieser Position steht George nicht alleine.
Großbritanniens größter Handelspartner allerdings ist die EU, über die Jahrzehnte hinweg hat auch Großbritannien vom freien Binnenmarkt der EU massiv profitiert. Auch für britische Investoren sind billige Arbeitskräfte aus Bulgarien oder Rumänien eine willkommene Gegebenheit. Finanziell gesehen wäre ein Austritt keine kluge Entscheidung.
Dieser Meinung ist auch Ex-Premier Gordon Brown: Dieser Schritt würde GB „in der Kälte zurück lassen, mit wenigen Freunden, keinem Einfluss, wenig neuem Handel und noch weniger neuen Investitionen", teilte er der britischen Tageszeitung The Guardian mit.
Außerdem setzt die ethische Verpflichtung Großbritanniens geradezu voraus, syrischen Flüchtlingen zu helfen, zumal sie mit vier Prozent der weltweiten Waffenexporten im Ranking von „Stockholm International Peace Research Institute" (SIPRI) auf Platz 5 landet.
Offensichtlich ist das britische Volk mit der derzeitigen Lage unzufrieden. Nichtsdestotrotz ist es fraglich, ob ein Austritt aus der EU ein richtiger Lösungsansatz wäre, da es wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen würde. Wenn das Volk keine Flüchtlinge aufnehmen möchte, dann sollten zumindest angemessene monetäre Entschädigungen an Flüchtlingsländer geleistet werden.
Vor allem sollten die europäischen Länder in Krisensituationen zusammen halten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Union für Sicherheit und Beständigkeit in Europa geführt. In Krisensituationen sollte stets eine solidarische und loyale Haltung bewahrt werden, nur so werden langfristige Bündnisse geschaffen.
Im Endeffekt sitzen wir doch alle im selben Boot.
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