Beschäftigt man sich mit Klimawandel, begegnet einem früher oder später die Abkürzung IPCC: Das Intergovernmental Panel on Climate Change, im Deutschen oftmals als Weltklimarat bezeichnet, setzt sich aus Wissenschaftler*innen, Regierungsvertreter*innen und Beobachter*innen zusammen. Die Wissenschaftler*innen betreiben für das IPCC keine eigene Forschung, sondern sind ehrenamtlich als Gutachter*innen und Autor*innen tätig. Sie überprüfen Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt und fassen diese dann in einem gemeinsamen Bericht zusammen. Nach Abschluss eines Berichts wird das Team komplett neu aufgestellt, um die Neutralität der Gutachter*innen zu wahren.
“Solange die Winter eisig kalt sind, kann sich die Erde wohl kaum erhitzen.“
Aus wissenschaftlicher Sicht liegen Klimawandelleugner*innen mit dieser These falsch: Zum einen gilt es zu unterscheiden zwischen Wetter und Klima. Während sich der Begriff „Wetter“ auf wenige Stunden bis maximal wenige Tage bezieht, ist das „Klima“ laut Definition des IPCC erstmal nur eine statistische Beschreibung von Temperatur, Niederschlag und Wind über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis tausenden von Jahren. Die Werte werden in der Regel über einen Zeitraum von 30 Jahren ermittelt.
In der Klimaforschung beschäftigt man sich mit globalen Durchschnittstemperaturen und Abweichungen von dieser. Die Abweichung wird dabei auf die globale Durchschnittstemperatur von 1990 bezogen, welche bei 15 Grad lag. Um diese Abweichungen darzustellen, sind vor allem die sogenannten Warming Stripes beliebt, da sie auf den ersten Blick verständlich sind. Dabei stellt jeder Streifen die globale Durchschnittstemperatur eines Jahres dar. Diese Streifen werden chronologisch von links nach rechts angeordnet.
„Das Klima hat sich schon immer verändert.“
Das stimmt - und das streitet auch kein*e Klimaforscher*in ab. In der Erdgeschichte gab es bekanntlich sowohl Eiszeiten als auch sehr warme Zeiten. Ursächlich dafür waren natürliche Prozesse.
Das Problem, dem wir uns gegenübersehen ist, dass das jetzige Ansteigen der globalen Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung so stark ist, wie es durch natürliche Prozesse in tausenden von Jahren passieren würde. Daher kann sich der Mensch, aber auch die Natur und Tiere nicht durch Evolution an die neuen Bedingungen anpassen. Evolution, also die biologische Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen, kann nur über einen relativ langen Zeitraum von mehreren tausend Jahren funktionieren.
„In der Luft liegt nur wenig CO2: So viel Schaden kann es also nicht anrichten.“
Unsere Luft besteht zu 78 Prozent aus Stickstoff und zu rund 21 Prozent aus Sauerstoff. Anschließend kommt Argon mit etwas mehr als 0,9 Prozent und erst danach kommt das Kohlenstoffdioxid (CO2). Die CO2-Konzentration beträgt insgesamt 415 ppm: 415 von einer Millionen Moleküle sind also CO2, was ungefähr 0,04 Prozent entspricht. Ansonsten kommen noch einige weitere Gase vor, die erstmal nebensächlich sind.
Warum reden trotz des geringen Anteils alle über CO2? Das liegt daran, dass die drei Hauptbestandteile der Luft, also Stickstoff, Sauerstoff und Argon, die zusammen ungefähr 99 Prozent der Luftgase ausmachen, nicht treibhausaktiv sind. Treibhausaktiv sind Stoffe, die Wärme in Form von Infrarotstrahlen speichern und wieder abgeben können. Oftmals wird von Klimaleugner*innen der Treibhausaktivität von CO2 erheblich heruntergerechnet, da es im Vergleich nur sehr wenig in der Atmosphäre vorkommt. Weil aber 99 Prozent der Luftgase schlichtweg nichts zum Treibhauseffekt (Erklärung siehe unten) beitragen, spielt es in diesem Zusammenhang auch keine Rolle, dass CO2 im Vergleich einen wesentlich geringeren Anteil hat. Man muss das CO2 in Relation zu den anderen klimaaktiven Gasen sehen. Und in diesem Zusammenhang, also die restlichen 1 Prozent der Atmosphäre, ist CO2 am häufigsten zu finden. Deshalb ist es auch wissenschaftlich vollkommen richtig, eine direkte Korrelation zwischen CO2- und Temperaturanstieg zu benennen.
Treibhauseffekt: Wir verdanken ihm unser Leben
Durch Betrachtung der einzelnen Komponenten der Sonneneinstrahlung auf der Erde und ein bisschen Mathematik kann berechnet werden, dass die Oberflächentemperatur -18 Grad Celsius betragen sollte. Wie beschrieben liegt die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde bei 15 Grad Celsius. Dieser Unterschied von 33 Grad entsteht durch den natürlichen Treibhauseffekt: Ohne ihn wäre menschliches Leben (und das vieler anderer Arten) auf der Erde schlichtweg nicht möglich.
Der Treibhauseffekt kommt durch die bereits erwähnte Erdatmosphäre zustande, genauer genommen durch die treibhausaktiven Gase- also im größten Maße durch CO2 und Methan. Um wissenschaftliche Argumente zu entkräften, wird oftmals die bereits erreichte Sättigung des CO2 angemerkt. Damit ist gemeint, dass das in der Erdatmosphäre vorhandene CO2 bereits so viel Infrarot-Strahlung aufnimmt und wieder abstrahlt, wie es kann. Hierbei beziehen sich die Argumente auf Experimente, die auf der Erde durchgeführt worden sind. Es wird aber vernachlässigt, dass sich CO2 in einer Höhe befindet, wo sowohl der Druck als auch die Temperatur eine ganz andere ist. Besonders letzteres hat einen Einfluss auf die treibhausaktiven Eigenschaften von Molekülen, denn je kälter es wird, desto weniger können sie die Wärme auch wieder abstrahlen.
Methan und Stickoxide tragen ebenfalls zum Treibhauseffekt bei. Deren Konzentration in der Erdatmosphäre ist aber um den Faktor 1000 kleiner. Das bedeutet aber nicht, dass sie dadurch weniger Probleme verursachen, denn Methan ist viermal klimasensitiver als CO2 und spielt deshalb eine enorme Rolle beim Treibhauseffekt.
Steigt also die Konzentration von treibhausaktiven Gasen, wird genau die Schicht in der Erdatmosphäre dicker, die nicht in der Lage ist, die Wärme wieder abzustrahlen. Somit steigt der Treibhauseffekt der Erde. Die Wirkung der eigentlich so geringfügig in der Atmosphäre vorkommenden Treibhausgase ist dementsprechend alles andere als geringfügig. Daher ist die Begrenzung ihrer Emissionen sehr sinnvoll, um das Klima zu schützen.
„Die Begrenzung durch 1,5 Grad ist willkürlich!“
Im Pariser Abkommen wurde beschlossen, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im besten Falle unter 1,5 Grad begrenzt werden sollte. Diese Zahlen sind nicht willkürlich gesetzt, sondern liegen wissenschaftlichen Erkenntnissen zugrunde.
Erstens rechnen Wissenschaftler*innen damit, dass ab einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad erste Regionen der Erde so massiv vom Klimawandel betroffen sein werden, dass die Menschen dort nicht mehr leben können. Diese Regionen werden in erster Linie im globalen Süden (Entwicklungs- und Schwellenländer) liegen - also genau dort, wo die Menschen kein Verschulden am Klimawandel haben, weil diese Länder nur wenig CO2 im globalen Vergleich produzieren.
Der zweite Grund, wieso diese Grenze gewählt wurde und wieso die EU von einer Ziel-Begrenzung von 2 Grad wieder auf 1,5 Grad gegangen ist, ist, dass zwischen dem Anstieg von 1,5 Grad und 2 Grad das Erreichen einiger sogenannter Kippelemente zu erwarten sind. Wird eine gewisse Anzahl an Kippelementen erreicht, ist der Klimawandel endgültig nicht mehr aufzuhalten. Die Erde würde sich also selbst immer weiter aufheizen, wie in einem Teufelskreis.
Um das zu veranschaulichen, schauen wir uns die Eisflächen der Erde an. Diese tragen erheblich zur Albedo der Erde bei, also zu der Fähigkeit, Wärme abzustrahlen. Schmelzen diese Eisflächen, sinkt diese Fähigkeit und weniger Wärme wird abgestrahlt. Wenn aber weniger Wärme abgestrahlt wird, steigt natürlich auch die globale Durchschnittstemperatur, was wiederum zu einem weiteren Abschmelzen von Eisflächen führt. Das Abschmelzen der Eisflächen würde außerdem den Anstieg des Meeresspiegels zur Folge haben, wodurch Küstenregionen auf lange Sicht überschwemmt werden. Es würde zu einem Spiraleffekt kommen, der sich nicht mehr kontrollieren ließe.
Ausblick: Und jetzt?
Der neue „Emission Gap Report“ der UNEP hat nochmals gezeigt, dass unsere aktuelle Situation alarmierend ist. Wir sind aktuell bei einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1 Grad angelangt. Jetzt darf der Kopf aber nicht resignierend in den Sand gesteckt werden. Wir müssen uns Leugner*innen des Klimawandels entgegenstellen und Fakten nutzen, um aufzuklären. Denn was der Bericht auch ganz klar herausgestellt hat ist, dass wir jetzt noch in der Lage sind, den Anstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. So schützen wir nicht nur das Klima, sondern Natur, verschiedenste Tierarten und die menschliche Existenz.
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