Malaria: der tödliche Stich

, von  Jagoda Pokryszka

Malaria: der tödliche Stich
Der Malaria-Erreger kann nur von bestimmten Arten der Anopheles-Mücken übertragen werden. Foto: Unsplash / Егор Камелев / Unsplash license

In den Zeiten der Coronakrise ist es leicht zu vergessen, dass es auch andere Krankheiten gibt. Vor allem gibt es all diese, die jährlich deutlich mehr Menschenleben fordern als Covid-19. Eine von ihnen: Malaria. Ein kurzer Überblick am Weltmalariatag.

Zu Beginn ein paar Zahlen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Laut dem World Malaria Report 2019 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Malaria eine sehr häufige Krankheit: 2018 sind ca. 228 Millionen Leute daran erkrankt. Nur ein Vergleich: Die Zahl der SARS-Cov-2 positiv getesteten beträgt weltweit ca. 2,6 Mio (Stand: 24.04.2020). Die Ernsthaftigkeit der aktuellen Situation soll damit keineswegs angezweifelt werden. Es sollte jedoch betont werden, dass die Menschheit auch mit anderen Krankheiten zu kämpfen hat. Denn von den 228 Millionen an Malaria Erkrankten sind 2018 405 000 verstorben. Die Zahlen sinken, aber das heißt noch lange nicht, dass Malaria besiegt wurde.

Ein (tödlicher) Stich

Wie läuft die Krankheit ab? Ihr seid an der Elfenbeinküste oder in Mosambik - nur zwei der Länder mit hohen Malariaraten. Ihr möchtet campen, es ist Abend und ihr wollt den Geräuschen der Natur lauschen, steigt aus eurem Zelt und – zack – ihr werdet plötzlich von einer Stechmücke gestochen. Die Stechmücke überträgt Parasiten, sogenannte Plasmodien, die beim Stich in das Blut wandern und rote Blutkörperchen angreifen. Die Plasmodien vermehren sich, greifen immer mehr rote Blutkörperchen bis sie letztlich platzen. Nach ein paar Tagen bekommt ihr Fieber, vielleicht auch Kopf- und Gliederschmerzen oder Durchfall. Klingt wie eine Grippe, oder? Nun, sowohl die Grippe als auch Malaria können lebensbedrohlich werden. Zwar sind im Fall von Malaria Kleinkinder am meisten gefährdet, aber die Erkrankung kann auch bei jungen Erwachsenen einen schweren Verlauf nehmen. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns des Risikos bewusst sind. Immerhin spricht die WHO von 89 Ländern, in denen man sich als Tourist*in anstecken kann.

Im Kampf gegen Moskitos

Aber hier in Europa, da haben wir die Wahl. Wir können vor der Reise zum Arzt gehen, uns eine Malariaprophylaxe holen oder überhaupt gar nicht erst hinreisen. Für die Einwohner*innen von den 89 Ländern ist das anders: Malaria gehört zum Alltag. Viele werden in ihrem Kampf gegen die Erkrankung von der WHO unterstützt. Die Gegenmaßnahmen umfassen zum Beispiel die Installation der Moskitonetze, die vorher mit Insektiziden behandelt wurden („insecticide-treated mosquito nets, sogenannte ITNs). Die Anschaffung der Netze bedarf finanzieller Mittel, weswegen oftmals billigere und weniger wirksamen Netze gekauft werden. Daher unterstützen einige Regierungen in Afrika die lokale Produktion von solchen Netzen, sodass in ärmeren Gegenden hinzu auch noch neue Jobs entstehen. Der Preis der Netze wird dadurch geringer, mehr Leute können sie besorgen und auch die Wirtschaft wird gefördert. Auch die Innenräume der Häuser werden mit Insektiziden besprüht.

Die WHO betont, dass die schnelle Diagnostik und Behandlung den Verlauf der Erkrankung stark beeinflussen. Problematisch ist, dass die meisten der afrikanischen Länder - in denen etwa 98% der Malariafälle weltweit verzeichnet werden- nicht über die notwendige Infrastruktur verfügen. Auch wenn sich dies langsam ändert und es immer mehr Schnelltests gibt, ist die Behandlung von Malaria auch dafür bekannt nicht immer anzuschlagen.

Man beobachtet immer mehr Resistenzen gegen herkömmliche Malariamedikamente, die vor allem auf Artemisin (Anm. d. Red.: ein pflanzlicher Wirkstoff, gegen den einige Malaria-Parasiten resistent sind) basieren. Die Resistenzen kommen insbesondere in Südostasien vor. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass auch in Afrika immer mehr Resistenzen entwickelt werden. Schon jetzt muss an neuen Lösungen gearbeitet werden.

Wie auch bei der Coronakrise erwartet die internationale Gemeinschaft schnelle Ergebnisse. Der Forschungsbetrieb ist aber keine normale Fabrik und bedarf großzügiger Finanzierung. Die EU hat in der letzten Dekade 160 Millionen € für die Malariaforschung ausgegeben. Wahrscheinlich wird es auch im nächsten Forschungsbudget der EU, dem „Horizont Europa“, wieder Mittel für die Bekämpfung von Malaria geben.

Womöglich eine neue Seuche in Europa?

Es sind also Moskitos, die größtenteils für die Ausbreitung von Malaria verantwortlich sind. Viele könnten sich nun also fragen: Aber Stechmücken gibt es doch auch in Europa? Und tatsächlich: Europa ist noch nicht allzu lang „frei“ von dem Parasiten. Die endemische Malaria wurde erst in den 1970er in Europa besiegt. Die Fälle, die man heutzutage in Europa beobachtet, lassen sich meist auf Auslandsaufenthalte zurückführen.

Jedoch sind wir auch Zeugen des Klimawandels, der die globale Erderwärmung vorantreibt. Dies begünstigt die Überlebenschancen der Moskitos. Wer nun also Insektenspray hamstern möchte, sollte sich zuerst die Analysen der Expert*innen anschauen. Diese glauben, dass es zu keinem großen Zuwachs der Malariafälle in Europa kommen wird. Vielleicht könnte man mit mehr Erkrankungen in Südeuropa rechnen, aber um da sichere Voraussagen zu treffen, sind die Klimamodelle aktuell noch zu unpräzise. Außerdem werden wir genug von der Corona-Pandemie lernen, um die nächste Krise besser managen zu können. Oder?

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