Ungarn : Autoritarismus und Antisemitismus – zwei Seiten einer Medaille - commentaires Ungarn : Autoritarismus und Antisemitismus – zwei Seiten einer Medaille 2013-06-15T07:39:13Z https://www.taurillon.org/Ungarn-Autoritarismus-und-Antisemitismus-zwei-Seiten-einer-Medaille,05791#comment17313 2013-06-15T07:39:13Z <p>Sehr geehrter Herr Kunath !</p> <p>Ich habe nach einigen deutschsprachigen Artikel über Orbán auch Ihren gelesen und muss sagen, dass Sie sich hervorragend an den westeuropäischen Mainstream anpassen. Ihr Artikel ist nicht nur einseitig recherchiert, sondern lässt auch absolut kein Wissen über Politik, ihre Mechanismen und Prozesse durchblicken. Ich finde es sehr schade, dass die deutschsprachige Presse (zu der ich Sie zweifellos hinzufügen darf) Artikel nach Ihrem Schema wie auf dem Fliessband produziert. Quellen wie Ihre, einfach unreflektiert zu übernehmen und wirre Zusammenhänge zu basteln ist eines Politikwissenschaftlers und Soziologen einfach nicht würdig. Sagen Sie, waren Sie denn schon mal in Ungarn ? Haben Sie sich, abseits der blinden Quellen, mit der jüdischstämmigen und auch anderen « nicht-ungarischer » Bevölkerungsgruppen in Ungarn unterhalten ? Wohl kaum, sonst hätte Ihre Wahrnehmung des Bösen in Ungarn doch Schaden genommen. Sie wären draufgekommen, dass Ungarn ein sehr lebenswertes und offenes Land ist, dass nach 2 Weltkriegen und 40 Jahren Sozialismus seine Identität wiederfinden will und nicht als Spielball der globalen Finanzwelt untergehen will. Das nicht alle Methoden jedermans Geschmack sind, mag so sein, der Regierung mangelndes Demokratieverständnis zuzusprechen, finde ich persönlich ein Zeichen von mangelndem Wissen. (kleiner Tipp : « Andreas Unterberger »s Tagebücher über Ungarn sind zu empfehlen) Ich bin kein Jurist, habe mir allerdings die Mühe gemacht die Verfassungsänderungen zu lesen. Darin finde ich Formulierungen, die in der deutschen Verfassung oder in der französischen Verfassung etwas abgeändert, aber inhaltlich gleich sind. Warum wird Ungarn angegriffen, alle anderen Staaten nicht ? Minderheiten haben in Ungarn mehr Rechte, als sonstwo in den Transformationsländern. Durch die Änderung der Verfassung wurden diese sogar ausgeweitet. Ganz anders sieht es in Rumänien, der Slowakei und Serbien aus, wo ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung ungarischsprachig ist. Dort sind legal alle Rechte der Minderheiten zugesichert, in der Praxis werden diese mit Füßen des Chauvinismus und Nationalismus getreten.. Das interessiert in Deutschland vermutlich niemanden, nicht wahr ? Sie vermutlich auch nicht.. Meiner Meinung nach, hat es sehr wenig Sinn einen Artikel über das heutige Ungarn zu schreiben, wenn man nicht fähig ist kritisch zu denken und die vielschichtigen Quellen aus verschiedenen politischen und gesellschaftlich- ideologischen Richtungen zu lesen und Unterschiede herauszuarbeiten. Lesen Sie nicht nur die « Népszabadság » sondern vielleicht auch zum Drüberstreuen die « Magyar Nemzet »...</p> <p>Ich vermute, dass Sie für Ihren Artikel viel Lob in den eigenen Reihen ernten werden. Seien Sie sich aber dessen bewußt, dass die andere Seite der Medaille, wie Sie es nennen, ganz anders aussieht... Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit !</p> <p>mfg Kovács</p>