Herausforderungen für die Legalisierung der Abtreibung in Brasilien und Polen

„Unsere Gebärmutter gehört der Regierung“

, von  Giovana Faria

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„Unsere Gebärmutter gehört der Regierung“

Im Jahr 2018 wurden sie emotional und kontrovers diskutiert: Abtreibungen. Anhand von Beispielen aus Polen und ihrer Heimat Brasilien gibt treffpunkteuropa.de-Autorin Giovana Faria in ihrem Essay einen Einblick in den Diskurs.

Abtreibungen waren schon immer ein umstrittenes Thema. Während einige sie als unmoralisch betrachten und als etwas, das nicht einmal diskutiert oder in Betracht gezogen werden sollte, verstehende andere die Diskussion um sie als Teil der öffentlichen Gesundheitsagenda. 2018 war ein siegreiches Jahr für irische Frauen: Die Gesetzesvorlage für die Legalisierung der Abtreibung wurde zugelassen. Der irische Gesundheitsminister, Simon Harris, hat die Eroberung in seinem Twitter-Account angekündigt und gefeiert.

“Vor gut 200 Tagen stimmten euch, die Menschen in Irland, für den Widerruf des 8., damit wir uns mitfühlend um Frauen kümmern können. Heute haben wir das Gesetzt genehmigt, um dies zu verwirklichen. Eine Stimmung, um den einsame Reisen zu beenden, das Stigma zu beenden und die Entscheidungen von Frauen in unserem eigenen Land zu unterstützen.” - Simon Harris auf Twitter

Eine solche Reaktion sollte gefeiert werden, aber leider ist das in vielen Ländern noch lange nicht die Realität. Während kleinere Länder wie Kuba und Uruguay die Abtreibung bereits ohne Einschränkungen legalisiert haben, ist Brasilien, das größte Land Südamerikas, nicht nur Lichtjahre davon entfernt, sondern unterliegt jetzt sogar noch repressiveren Richtlinien, die von der neuen Ministerin für Frauen, Familie und Menschenrechte, der evangelischen Pastorin Damares Alves, vorgeschlagen wurden.

Zum einen beabsichtigt Alves nicht, ein Gesetz zur Legalisierung der Abtreibung bis zu 12. Schwangerschaftswoche voranzutreiben. Zum anderen unterstützt die Ministerin die Genehmigung eines finanziellen Hilfsprogramms für Frauen, die vergewaltigt wurden und sich dafür entschieden haben ihre Schwangerschaft fortzusetzen. Dem Programm zufolge muss ein bestimmter Betrag vom Vergewaltiger dafür bezahlt werden, und wenn er nicht identifiziert wird, wird das Geld von der Regierung selbst bereitgestellt. Viele Frauen und Aktivist*innen sind mit der Maßnahme unzufrieden.

Dazu einige Zahlen: 41% der Brasilianer sprechen sich gegen jede Art von Abtreibung aus und laut einer Umfrage des brasilianischen Forschungsinstituts, Datafolha, sind 41% der Brasilianer selbst im Falle einer Vergewaltigung gegen Abtreibung. In Brasilien ist Abtreibung nur in drei Fällen erlaubt:

  • wenn die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist;
  • wenn für die Frau Lebensgefahr besteht;
  • wenn beim Fötus bestimmte schwere gesundheitliche Probleme vorliegen.

Die Hindernisse für eine vollständige Legalisierung der Abtreibung in Brasilien tragen ähnliche Merkmale wie die Situation in Polen: Parteien, die religiöse Prinzipien mit staatlichen Problemen vermischen, die die gesamte Bevölkerung betreffen. Die Stärkung der polnischen katholischen Kirche im gegenwärtigen politischen Kontext hat die Unterstützung für die Einschränkungen der reproduktiven Rechte von Frauen gefestigt. Polnische Frauen kämpfen seit 2016 darum, den auferlegten Beschränkungen entgegenzuwirken.

Damares Alves erklärte in ihrer Antrittsrede: „Der Staat ist säkular, aber dieses Ministerium ist christlich.“ Die umstrittene Aussage macht den religiösen Einfluss deutlich, den ihr Mandat bei der Behandlung von Themen wie Abtreibung, Familienbildung und Gleichstellung der Geschlechter erleiden kann. Nicht nur die Abgeordneten, die in Brasilien und Polen abgestimmt haben, sind für diesen Rückschritt verantwortlich. Auch ist die Bevölkerung äußerst gespalten.

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