Die erste Woche der UN-Klimakonferenz (auch: Conference of the Parties (COP)) stand ganz im Zeichen der Berichte. Erst in der kommenden Woche werden die hohen Tiere der verschiedenen Staaten in Madrid erwartet - darunter für Umweltpolitik zuständige Minister*innen, darunter Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Anschließend wird es um Einigungen auf konkrete Maßnahmen gehen. Bis dahin: die wichtigsten Punkte im Überblick.
Klare Worte von Guterres
UN-Generalsekretär Guterres fand zur Eröffnung der Weltklimakonferenz klare Worte. Er sprach von einer Erde, die in Flamme steht und fragte, ob die Welt wirklich ihren Kopf in den Sand stecken möchte. „Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das Leben an sich“, mahnte er. Er sei frustriert, dass die notwendigen Technologien, die zur Abwendung einer Klimakatastrophe notwendig seien, bereits existierten. Statt diese zu nutzen, zerstöre die Menschheit weiterhin elementare Ökosysteme, die der Mensch selbst zum Überleben braucht. Dieser „Krieg gegen die Natur“ müsse aufhören.
Klimaforschung drängt zum Handeln
Zahlreiche Kimaforscher*innen präsentieren jedes Jahr auf der UN-Klimakonferenz neue Erkenntnisse. Die diesjährigen Berichte unterstützen Guterres alarmierenden Worte: Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) legte zum Beispiel Forschungsergebnisse vor, nach denen erste sogenannte Kipp-Punkte, die irreversibel sind, also nicht rückgängig gemacht werden können, und den Klimawandel erheblich beschleunigen würden, schon früher eintreten könnten als bislang gedacht. So steht zum Beispiel der Verlust tropischer Korallenriffe kurz bevor. Auch das Abschmelzen Grönlands und der Kollaps des Amazonas-Regenwaldes sind nicht allzu weit entfernt. Erste irreversible Prozesse könnten ab einer globalen Erderwärmung von einem Grad erwartet werden – eine Marke, die wir bereits erreicht haben.
12.000 Extremwetterereignisse
Deutschland schaffte es auf Platz 3 des Klimarisiko-Indexes. Dies ist keine Medaille, auf die man stolz sein sollte: Der Index gibt an, welche Länder besonders Opfer von Wetterbedingungen wurden, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Schlimmer traf es Japan und die Philippinen. Die Küstenregionen erlebten Taifune, Wirbelstürme, Überschwemmungen und Hitzewellen, die eine Vielzahl von Toten zur Folge hatten. Insgesamt wurden in den letzten 20 Jahren 12.000 Extremwetterereignisse aufgezeichnet. Diese Häufung in den letzten Jahren ist auf den Klimawandel zurückzuführen – und forderte bereits eine halbe Millionen Tote auf der Welt, davon allein 1200 durch den Hitzesommer 2018 in Deutschland.
Heißes Eisen: Entschädigung für erste Folgen
Der Klimawandel bedroht schon heute den Lebensraum von Menschen. Besonders sind Afrika und Asien betroffen: Dürren, der Anstieg des Meeresspiegels und heftige Stürme vernichten Lebensgrundlagen. 2013 wurde auf der UN-Klimakonferenz in Warschau der „Warschau-Mechanismus“ eingerichtet. Dieser sieht einen Fond vor, dessen Budget einzig zur Kompensation von Folgen des Klimawandels genutzt werden soll. Dabei kann es sowohl zur akuten Hilfe nach Extremwetterereignissen als auch zur Unterstützung beim Bau von Schutzmechanismen oder gar Umsiedlungen von Menschen in gefährdeten Regionen verwendet werden. Bei Extremwetterphänomenen wie zum Beispiel Taifunen ist es allerdings schwierig, den Anteil des Klimawandels zu bestimmen. Der Fond und die Bedingungen, unter denen dieser in Anspruch genommen werden kann, werden wohl besonders auf dem Prüfstand stehen.
Jugend will gehört werden
Auch dieses Jahr fand vor der UN-Klimakonferenz die Conference of Youth (COY) statt, auf der junge Menschen über den Klimawandel und erforderliche Maßnahmen diskutieren. Am Dienstag fand der „Young and Future Generations Day“ statt, auf dem Jugenddelegierte die Ergebnisse der COY vorstellten. Jugendorganisationen haben für die gesamte diesjährige Klimakonferenz Nebenveranstaltungen organisiert, um ihre Forderungen an die Politiker*innen zu tragen – in der Hoffnung, dass ihre Stimme gehört wird.
Die Jugendlichen haben es sich außerdem nicht nehmen lassen, freitags zu streiken. Nach ihrer wochenlangen Überfahrt über den Atlantik war auch Greta Thunberg am Freitag in Madrid und streikte mit. Morgens fand ein Sit-in statt, also ein Sitzstreik. Um 18 Uhr ging anschließend der große Klimastreik auf Madrids Straßen los. Aktivist*innen aus der ganzen Welt waren angereist, um sowohl auf der Konferenz selbst zu Wort zu kommen, als auch dem Streik beizuwohnen. Schätzungen zufolge demonstrierten über eine halbe Millionen Menschen in Madrid für mehr Klimaschutz.
Ausblick: Maßnahmen und Ziele
Nächste Woche wird es um die Ausarbeitung von Maßnahmen gehen. Bis zur nächsten Klimakonferenz in Glasgow sollen erste Erfolge bezüglich der Reduktion von Klimaschutz-Maßnahmen verbucht werden. So möchte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, mit ihrem Ziel, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 50 bis 55 Prozent zu senken, ein Signal setzen. Ob zusätzlich neue Ziele gesetzt werden, ist unklar. Fest steht, dass über die genauen Bedingungen des Pariser Abkommens gesprochen werden muss: Dessen Maßnahmen starten 2020 offiziell. Weiter wird auch über Hilfe für Regionen, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, diskutiert.
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