Das kleine Zeichen leuchtet uns regelmäßig von den Schaltflächen unserer Handys, Computer, kabelloser Kopfhörer oder sogar unserer Autos entgegen: das Bluetooth-Symbol, Symbol einer drahtlosen Kommunikationstechnologie, die weltweit Anwendung findet. Was aber die wenigsten wissen: Hinter der Bezeichnung „Bluetooth“ verbirgt sich ein ganzes Kapitel mittelalterlicher Geschichte, und zwar in Gestalt Harald I., eines Wikingers, der im Laufe seiner Herrschaft Ende des 10. Jahrhunderts die dänischen Stämme untereinander vereinte.
Vereiniger der dänischen Stämme
Harald Gormsson wurde um das Jahr 910 geboren und regierte ab 930 gemeinsam mit seinem Vater Gorm dem Älteren, und schließlich eigenständig ab dem Jahr 958. Als erster Nachkomme eines neuen dänischen Herrschergeschlechts machte er sich zur Aufgabe, die über Dänemark verstreuten Stämme zu vereinigen. Zu diesem Zeitpunkt war das Königreich vor allem durch Angriffe von Nachbarländern wie etwa dem ostfränkischen Reich (ausgehend vom heutigen Schleswig-Holstein) bedroht. Haralds Regierungszeit ist geprägt durch die Ausweitung des Königreichs Dänemark gen Osten und in Richtung Norwegen sowie vom Bau neuer Befestigungsanlagen, „Trelleborgen“ genannt.
Der dänische König ließ außerdem einen Runenstein in seinem Heimatdorf Jelling errichten, welcher heute als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft ist und auf dem seine Herrschaftserfolge verewigt wurden. In der Inschrift betont er vor allem, „die Dänen zu Christen“ gemacht zu haben. Auch wenn die Meinungen der Historiker in Bezug auf diese recht unbekannte Epoche auseinandergehen, gilt es als sicher, dass sich das Ende des polytheistischen Glaubens in Skandinavien um eben jene Zeit abzeichnete, als auch Harald selbst sich kurz nach seiner Thronbesteigung taufen ließ. „Obwohl bereits ab 948 drei Bistümer verzeichnet sind, begann die Konvertierung der dänischen Bevölkerung praktisch erst mit der Taufe des Königs“, erklärt Frédéric Vincent, Experte für skandinavische Geschichte des Mittelalters. Während seiner letzten Regierungsjahre sah sich Harald jedoch einer von seinem Sohn angeführten Rebellion ausgesetzt, nachdem er ein dänisches Protektorat im Süden Norwegens errichtet hatte.
Ein Jahrtausend ist vergangen - und Blauzahn inspiriert noch immer
Agierten die dänischen Stämme unter der Herrschaft von Haralds Vater noch weitestgehend unabhängig, vereinigte Harald I. diese Elemente unter seiner Krone. 1000 Jahre später dient sein Spitzname zur Bezeichnung einer Technologie, die Millionen technische Geräte miteinander verbinden kann: Bluetooth. 1994 entwickelten der Schwede Sven Mattison und der Niederländer Jaap Haartsen diese Technologie für das schwedische Unternehmen Ericsson. Eine dritte Person, Jim Kardach, Mitarbeiter bei Intel, schlug dann als Arbeitsbezeichnung den Namen des dänischen Königs vor. Die Bluetooth- Technologie diente ursprünglich dazu, noch vor der Erfindung des WLANs, Computer und Telefone mithilfe von Radiowellen über kurze Distanzen miteinander zu verbinden. Heutzutage kann diese Technologie unseren Alltag erheblich erleichtern: Dank Bluetooth ist etwa das Ausdrucken von Dokumenten oder das Abspielen der Party-Playlist bei einer Feier mit Freunden ohne Probleme möglich.
Nicht nur der Name, sondern auch das Logo stellt eine direkte Verbindung zum mittelalterlichen dänischen König dar. Es besteht aus einer Verschmelzung von zwei Runen, den Initialen des Königs: Dem ᚼ (Hagalaz) und dem ᛒ (Berkano). Ein letztes Rätsel bliebe aber noch zu klären: Warum wurde der König überhaupt „Blåtand“, übersetzt „Blauzahn“ oder „Schwarzzahn“ genannt? Eine Theorie besagt, dass er außergewöhnlich gerne Blaubeeren aß. Eine andere hingegen vermutet, dass er einfach besonders faulige Zähne hatte. Wie dem auch sei, das Erbe dieses Dänen, der später heiliggesprochen wurde und der es sogar als Figur in die Computerspiel-Reihe „Civilization“ geschafft hat, ist weitaus größer, als man es auf den ersten Blick vermutet hätte. Fest steht: Dieser Wikinger hatte neben seinen blauen Zähnen, sogar über seinen Tod hinaus, einen langen Atem!
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