Interrail Diary: Unterwegs in Europa

, von  Annija Barbale, Hanne Hastedt, Katharina Menzel, Marie Menke

Interrail Diary: Unterwegs in Europa

Heute im Interrail Diary: Für die letzten beiden Stopps auf Katharinas Interrailreise ging es nach Rom und Florenz!

Europa ist vielfältig: von der Küste Portugals über die Dolomiten Italiens bis zum Schwarzen Meer und von Madrid und Paris über Amsterdam und Warschau bis nach Bukarest und Riga. Diese Vielfalt kennenzulernen, ist ein Geschenk, das die Europäische Union in diesem Sommer 15 000 jungen Menschen gemacht hat: Mit einem Interrailticket durften sie ihre selbst gewählten Routen bereisen. Wir haben uns auf der Suche nach Blogger*innen gemacht, die aktuell unterwegs sind, bald aufbrechen oder gerade zurückgekehrt sind: In diesem Beitrag erzählen sie in den nächsten Wochen davon, wie es sich anfühlt, quer durch Europa zu reisen.

Du bist auch gerade unterwegs? Schreib eine E-Mail an Marie, um als Blogger*in für uns zu schreiben. Mehr Infos zum Projekt #DiscoverEU findest du außerdem auf der zugehörigen Webseite.

Katharina am 15.12.2018: „Eine Interrail-Reise würden wir jederzeit weiterempfehlen!“

Florenz und Rom: 1. Hier waren wir tatsächlich etwas faul und haben unseren Instagramaccount ein wenig vernachlässigt. Deswegen hier ein Nachtrag der wichtigsten Erkenntnisse: 2. Das Essen in Italien ist wirklich gut - über die Portionsgröße müssen wir aber noch einmal verhandeln! 3. Italienische Züge sind grausam! Wir haben uns tatsächlich ein Stückchen mehr „Deutsche Bahn“ gewünscht. Wir können ein Lied von grundlosen Verspätungen und Gleisnummern, die einer riesigen Horde Menschen erst zehn Minuten vor Abfahrt mitgeteilt werden, singen. Eines muss man den Italienern jedoch lassen: Der Service am Schalter war in Bezug auf Reservierungen meist ziemlich gut. 4. Es ist alles ziemlich teuer - im Supermarkt handelt es sich meist nur um ein paar Cent, im Restaurant bezahlst du für 200 ml Saft auch gerne mal fünf Euro. 5. Der ÖPNV ist eine Katastrophe - ganz besonders in Rom. Man kann stundenlang warten und trotzdem kommt der Bus nicht, der aller zehn Minuten fahren soll... 6. In Rom hat uns der Vatikan ziemlich beeindruckt und neben den typischen Zielen können wir einen Besuch auf dem dortigen deutschen Friedhof sehr empfehlen. Das Colloseum hat uns allerdings eher enttäuscht.

Wien: In Wien verbrachten wir am Ende nur einen Tag. Deshalb können wir nicht allzu viel über die Stadt sagen. Wir haben uns allerdings vorgenommen, in ein paar Jahren noch einmal zurückzukehren...

Nun ist es vorbei... Das schönste Gefühl nach einer so langen Zeit, in der man unterwegs war und die Welt, bzw. eher Europa, entdeckt hat, ist, wieder nach Hause zu kommen. Man lernt viele Dinge viel mehr zu schätzen, zum Beispiel, einen vollen Kühlschrank zu haben, nicht jeden Tag Nudeln mit Tomatensauce essen zu müssen und auch mal seine Ruhe zu haben. Dennoch sind wir natürlich unglaublich dankbar, diese Erfahrungen machen zu dürfen, Neues zu entdecken und über uns hinauszuwachsen. Wir haben in diesem einen Monat so viele Kilometer zurückgelegt, dass wir sie gar nicht zählen können. Wir haben das Zugfahren genossen, es manchmal aber auch verflucht. Wir haben jede Sekunde unserer Reise geschätzt und so viel von Europa gesehen, dass uns auch in zehn Jahren noch nicht der Gesprächsstoff ausgeht. Wir können es jedem empfehlen, eine solche Reise zu machen, wenn sich die Möglichkeit ergibt - ihr werdet es nicht bereuen!

Katharina am 06.12.2018: „Mein neuer Tipp: Das Anne-Frank-Museum in Amsterdam und die Strände in Marseille!“

Wir hatten noch gar nicht realisiert, auf was wir uns eingelassen hatten. Es fühlte sich eher an, als würde man ein paar Tage in den Urlaub fahren und nach kurzer Zeit wieder nach Hause kommen. So war es jedoch nicht - auf uns wartete ein ganzer Monat in Europa! Kurz vor acht Uhr morgens fuhr unser erster Zug - einer von vielen in den nächsten Wochen. Schnell wurde noch einmal geprüft, ob auch jeder seine wichtigsten Dokumente dabei hatte und dann befanden wir uns auch schon auf dem Weg nach Amsterdam.

Die ersten drei Städte auf unserer Route:

Amsterdam: 1. Die Niederländer können nicht allzu gut pflastern. Aller zwanzig Meter fliegt man fast hin. 2. In Amsterdam gibt es komische Vögel (ja, die Tiere) mit großem Aggressionspotential. 3. Es riecht fast überall nach Gras... 4. Es gibt viele Fahrrad- und Rollerfahrer, die einen bei unzureichender Aufmerksamkeit umfahren. 5. Es gibt sehr teures Essen und man sucht oft stundenlang nach günstigen Lokalen. Günstige Essensstände liegen oftmals in kleinen Gassen zwielichtiger Viertel.

Neben diesen Erkenntnissen möchte ich euch gern noch den Besuch des Anne-Frank-Hauses ans Herz legen. Falls ihr mal in Amsterdam seid, nutzt die Chance und schaut es euch an. Klar, es ist ein typisch touristisches Ziel, aber die Erfahrung ist es wert, auch drei Monate im Voraus die Karten zu kaufen.

Edinburgh: 1. Der Meal-Deal bei Tesco für 3 Pfund ist quasi ein Lebensretter. 2. Die Leute hier können auch nicht pflastern, aber trotzdem noch um einiges besser als die Niederlande. 3. „Free-Tours“ sind nicht „for free“. 4. Es lohnt sich nicht, auf die Grünphasen der Ampeln zu warten. Man steht ca. 10 Minuten, um dann genau 3,5 Sekunden zu haben, in denen man die Straße überqueren darf. 5. LIDL ist toll! 6. Ein Besuch auf „Arthur’s Seat“ ist sehr zu empfehlen, auch wenn sich während des Aufstiegs 16 Grad Celsius gleich mal wie 30 anfühlen. 7. In den Bussen, welche in Edinburgh übrigens das öffentliche Verkehrsmittel der Wahl sind, werden Haltestellen weder angezeigt, noch angesagt. Also muss man selber schauen, wo man ist. Tipp: Google Maps zeigt den Fahrtverlauf an. 8. Man sollte sämtliche kostenlosen Sehenswürdigkeiten nutzen. Alles andere ist hoffnungslos überteuert, macht aber mehr Spaß.

Marseille: 1. Kein Schwein redet Englisch mit dir. Sprich Französisch oder sprich gar nicht! 2. Es lohnt sich, den Blick in Richtung Boden schweifen zu lassen, denn überall liegen Hundehaufen herum. 3. In der Nacht trifft man seh gruselige Menschen. Auch tagsüber sprechen die Leute einen einfach an und hören erstmal nicht wieder auf, auch wenn du offensichtlich kein Wort verstehst. 4. Am Ende einer schäbigen Gasse verbirgt sich manchmal ein wunderschönes Bauwerk. 5. Das Wetter scheint sehr wechselhaft zu sein: Man geht bei Sonnenschein raus, läuft zehn Minuten später durch den Regen und nach einer halben Stunde ist der Spuk auch schon wieder vorbei. 6. Die Calanques, also die Steilküsten dort, waren in Kombination mit Baden im azurblauen Meer unser absolutes Highlight!

Hanne am 28.11.2018: „Fotos können nicht abbilden, wie schön der Ausblick ist!“

Der Wind weht leicht, die Sonne knallt auf mich herab, etwas verschwitzt stehe ich auf einer kleinen Lichtung, vor mir ein großer Aussichtsturm aus Holz. Fünf Kilometer bin ich hierher gelaufen, hoch auf den Berg Kamzik in der Nähe von Bratislava. Circa 10 Minuten zu Fuß vom Fernsehturm entfernt stehe ich. Der Aussichtsturm sieht nicht sonderlich spektakulär aus und ist definitiv auch nicht für viele Leute ausgelegt. Aber außer mir ist nur eine Gruppe Kinder mit ihren Betreuern hier. Den Tourist*innenmassen bin ich entkommen. Ich beginne also auf den Turm zu klettern und oben angekommen sehe ich Bratislava vor mir liegen. Hier könnte ich ewig stehen. Ich fange an den Ausblick zu fotografieren, stelle aber fest, dass die Fotos nicht annähernd das darstellen können, was ich sehe.

Also höre ich wieder auf und genieße den Blick für einige Minuten. Es weht ein bisschen stärker hier oben, nach dem Fußmarsch hierher ist es genau das, was ich brauche. Nach einem kleinen Picknick mache ich mich wieder auf den Weg in die Stadt, genauer gesagt zur Bratislaver Burg. Dieses Mal nehme ich einen anderen Weg und sehe so etwas von der Stadt abseits der Tourist*innengebiete. Da ist sie wie viele andere Städte auch, es gibt schöne Einfamilienhaussiedlungen aber auch Hochhäuserblocks. Insgesamt erscheint mir das Leben in der Stadt aber sehr entspannt. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zum Denkmal Slavin, bevor ich mich im „Burggarten“ von der Tour erhole. Ich habe Glück, es wird dort gerade ein Liegestuhl frei und ich kann unter Bäumen den Blick auf Donau und Altstadt genießen.

Den Aussichtsturm und die kleine Wanderung kann ich jedem nur empfehlen, natürlich kann man auch den Bus nehmen, dann muss man nicht mehr so weit laufen.

Weiter geht’s: In Prag und auch in Budapest werden an vielen Stellen Schiffsfahrten angeboten. Ohne sie gemacht zu haben, behaupte ich jetzt mal, dass die meisten ihr Geld nicht wirklich wert sind. Anders in Bratislava, dort kann man eine Schifffahrt auf der Donau bis zur Burg Devin machen. Von der Stadt aus braucht man ca. 45 Minuten mit dem Schiff (mit dem Bus sind es ca. 20 Minuten). Man kommt vorbei an wunderschönen Landschaften. Nach einem kleinen Fußmarsch unten um die Burg herum kann man sie betreten. Der Eintritt kostet nicht viel und voll ist es dort auch nicht (oder ich habe einfach nur einen ruhigen Tag erwischt).

Es gibt viele informative Tafeln zu den alten Ruinen und eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Slowakei. Sie sind gut gemacht, wären es alleine aber nicht wert dorthin zu fahren. Die Aussicht von den Ruinen ist aber unglaublich schön und es auf jeden Fall wert gesehen zu werden. Wer möchte, kann auch einen Spaziergang entlang der March (ein Nebenfluss der Donau) unternehmen und die Landschaft von nahem erkunden. Bevor es dann zurück in die Stadt geht, lege ich jedem der gerne Wein trinkt ans Herz, sich eine Flasche oder einen Becher des Thebener Johannisbeerweins zu kaufen. Der schmeckt sehr gut und ist sozusagen eine lokale Spezialität.

Mein nächster Stopp ist eine Eisenbahn: Man kommt an den Bahnhof, geht zum Ticketschalter, kauft sich ein Ticket, geht zum Bahnsteig, wartet auf den Zug, steigt ein, wartet bis er los fährt, zeigt dem Schaffner seine Fahrkarte und steigt irgendwann wieder aus. Das klingt wie eine ganz normale Fahrt mit der Eisenbahn. So normal war sie allerdings nicht. Weder der Fahrkartenverkäufer noch der Schaffner waren älter als 14 Jahre. Kindereisenbahn (Gyermekvasút), so nennen sie das in Budapest. Sie soll Kindern die Liebe zu Eisenbahnen näher bringen.

Gefahren wird die Lok von Erwachsenen, um alles andere kümmern sich Kinder. Und die sind akribisch und mit vollem Elan und Spaß dabei. Das sieht man ihnen deutlich an, es ist sehr schön, das Treiben zu beobachten, bevor der Zug abfährt. Entsprechend beliebt ist die Kindereisenbahn gerade bei Familien. Noch dazu ist die Strecke wunderschön. Im langsamen Tempo und bei gutem Wetter mit offenen Wagen, schlängelt man sich durch Wald und Stadt. Wer möchte kann an der Station Janos hegy (Janosberg) aussteigen, nach einem kleinen Spaziergang gelangt man zu einem Spielplatz und verschiedenen Imbissmöglichkeiten. Ein Stück weiter, ganz oben auf der Bergkuppe, steht ein Denkmal, von dem man eine schöne Aussicht auf Budapest hat. In die Stadt zurück gelangt man mit dem Sessellift (und da kann man den Ausblick nochmal so richtig genießen) oder zu Fuß.

Annija am 21.11.2018: „Zurückzukommen war, als wäre ich aus einem Traum aufgewacht“

Unser nächster Halt war Barcelona. Nach einer landschaftlich eindrucksvollen Fahrt kamen wir in der spanischen Stadt an und gingen zu dem Hostel, in dem wir uns Betten reserviert hatten. Das Zimmer teilten wir uns mit zwölf anderen Gästen: Wir schliefen in Hochbetten, aber das Hostel war sehr sauber und nett. Unsere Zeit in Barcelona war ähnlich wie unsere Zeit in Paris: Wir liefen durch die ganze Stadt, um so viel wie möglich zu sehen. Weil Spanien im Süden Europas liegt, war das Wetter richtig heiß und wir am Ende des Tages total verschwitzt und müde. Aber auch das gehört zum Abenteuer, deshalb war es okay.

Als nächstes ging es nach Italien: Nach einer langen Zugfahrt quer durch Frankreich erreichten wir die Modehauptstadt Mailand. Als wir ankamen, fühlten wir uns jedoch definitiv nicht wie auf der Fashion Week, so viele Stunden hatten wir zuvor damit verbracht, entweder im Zug zu sitzen oder mit unseren riesigen Rucksäcken durch die Straßen zu laufen.

In Mailand wussten wir zum ersten Mal nicht, wohin wir gehen sollten, als wir den Zug verließen. Wir hatten auf dem Weg einfach das billigste Hostel, das wir hatten finden können, gebucht, aber nicht rausgesucht, wo es lag. Immerhin hatten wir inzwischen aber ein paar Tage Erfahrung als unabhängige Reisende und fanden recht schnell heraus, wohin wir gehen mussten und auch wo wir zu Abend essen konnten: Es gab Nudelsuppe. Den nächsten Tag gingen wir ruhig an. Wir entschieden uns gegen einen weiteren Marsch zu Fuß und für die Metro. In Mailand liegen alle Attraktionen relativ nah beieinander, deshalb war es einfach, sie zu finden, ohne dass wir uns zu sehr beeilen mussten.

Von Mailand aus ging weiter nach Rom. Keine Modehauptstadt, aber etwas, das mir noch viel wichtiger war: Rom ist eindeutig eine meiner Lieblingsstädte! Von Regen über Sonne bis hin zu einem doppelten Regenbogen erlebten wir in Rom eine echte Wettervielfalt.

Am nächsten Tag setzten wir uns wieder in den Zug: diesmal nach Bari im Süden Italiens. Von dort aus nahmen wir eine Fähre nach Griechenland, auf der wir auch die Nacht verbrachten: Geschlafen haben wir in einer Art Warteraum - ziemlich unbequem also. Recht früh kamen wir in Igoumenitsa an und stiegen auf ein Boot um, das uns nach Korfu brachte.

Unsere Unterkunft dort hatten wir über Couchsurfing organisiert: Unser Gastgeber war sehr hilfsbereich und hieß uns herzlich willkommen. Griechenland war unser letzter und längster Aufenthalt. Wir fuhren zu verschiedenen Stränden auf der Insel, genossen das Essen, liefen durch die Stadt, kauften jede Menge Souvenirs und genossen die letzten Tage unserer Reise.

Als wir wieder nach Hause kamen, wurden wir direkt wieder in die Realität geworfen, als kämen wir gerade aus einem Traum oder einem Film. All die neuen Orte, die wir gesehen hatten, die Menschen, die wir getroffen hatten, das Essen, die Kultur, Kunst, Geschichte, all das hat uns noch eine ganze Weile lang sprachlos gemacht. Alle, die fragten, wie die Reise war, bekamen als Antwort ein großes Lächeln und ein „Amazing!“.

Katharina am 06.11.2018: „Mein Tipp: Möglichst früh die Züge reservieren!“


Stand auf Katharinas Liste mit Reisezielen: der Arthur’s Seat in Edinburgh

In der Zeit nach dem Abitur war die Freizeitplanung irgendwie ziemlich einseitig und weit weg von vollgeplanten Tagen, die genügend Beschäftigung boten. Deshalb erwischte ich mich auch hin und wieder, wie ich stundenlang durch belanglose Social-Media-Feeds scrollte und meine Zeit verschwendete. Rückblickend war das aber vielleicht doch nicht die schlechteste Idee, die ich hatte: Durch Zufall entdeckte ich die Werbung für „Discover EU“ und erstmal ahnungslos folgte ich dem zugehörigen Link. Für mich stand bald fest, dass ich mich bewerben wollte, allerdings nicht alleine. Aus meinem Freundeskreis boten sich aufgrund der Altersbeschränkung nur wenige Leute an, allerdings landete ich dann bei Jenny und Carolin, die auch recht angetan von einer Europa-Reise waren.

Vor einer Geburtstagsfeier saßen wir also alle am Laptop und widmeten uns dem „Bewerbungsverfahren“, welches aus fünf Wissensfragen rund um die Europäische Union und einer Schätzfrage bestand. Spontan entschied Jessica noch, sich uns anzuschließen: Also waren wir nun zu viert. Zugegeben, wir rechneten nicht wirklich damit, die Tickets wirklich zu gewinnen - vor allem, da unsere Schätzung wirklich mehr als willkürlich ausfiel. In den kommenden Tagen und Wochen verschwand „Discover EU“ also immer mehr aus unseren Köpfen... Am 28.Juni 2018 kam dann der „Schock“ - wir hatten tatsächlich gewonnen! Auf Ungläubigkeit folgte natürlich Freude und danach auch schon etwas Stress - es musste ja alles geplant werden. Nun stand es fest: wir würden einen Monat durch Europa reisen.

Wo geht’s hin? Diese Frage stellte sich als sehr kompliziert heraus. Noch komplizierter war es aber, ein gemeinsames Treffen auszumachen. So kam es schließlich dazu, dass Jenny und ich uns an die Planung machten und im Anschluss auf das „Okay“ von den anderen beiden hofften. Eigentlich war es mein Wunsch, die skandinavischen Länder zu bereisen. Das ließ sich aber leider nicht damit vereinen, dass wir gern auch einige südliche Länder bereisen wollten. Denn beim Interrail-Ticket gab es für uns einen großen Haken: Man darf nur zwei Tage mit Fahrten im eigenen Heimatland verbringen, also quasi einmal ein- und einmal ausreisen. Und da man zwangsläufig durch Deutschland fahren müsste, um von Dänemark zum Beispiel nach Frankreich zu kommen, fiel dieser Plan nun aus.

Unsere Methode zur Reiseplanung sah dann wie folgt aus: Wir druckten uns eine Europakarte aus und Jenny und ich suchten die Städte heraus, die uns auf Anhieb zusagten. Ursprünglich waren das: Amsterdam, Edinburgh, Marseille, Florenz, Palermo und Rom. Allerdings stellten wir später fest, dass die Zugreise nach Palermo doch etwas lange dauerte - deswegen wurde Palermo gestrichen und durch Wien ersetzt. Mit diesen Ländern und Städten entschieden wir uns für eine breite Vielfalt an europäischer Kultur: Wir freuten uns auf die kleinen Grachten in Amsterdam, die wunderschöne Landschaft in Schottland, die Wärme in Marseille, das italienische Essen in Florenz, viele geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten in Rom und kleine Leckereien aus Wien.

So weit, so gut. Es folgte die nähere Planung. Bei den Unterkünften wählten wir meist Ferienwohnungen oder einmal auch ein Hostel - ganz einfach aus Kostengründen. Weiterhin mussten gefühlt zig Reservierungen für die Züge vorgenommen werden, die dies voraussetzten. Wenn ihr einmal eine solche Reise macht: Beginnt frühzeitig mit der Planung - das kostet viel Zeit und Nerven und am Ende stellt man fest, dass man doch irgendetwas vergessen hat... Aber irgendwie klappt doch alles, also nur Mut uns auf ins Abenteuer!

Hanne am 11.10.2018: „Heute hier, morgen da: Auf einer Interrailreise fühlt man sich frei!“

Mit diesem Interrailpass ist Hanne quer durch Europa gereist.

Ohne konkrete Urlaubspläne zu haben, nahm ich mir drei Wochen Urlaub für den Sommer. Lust auf eine Reise hatte ich, aber als FSJlerin kann man keine (größeren) Reisen alleine finanzieren. Als ich dann las, dass die EU erstmals Interrailtickets für 18-jährige verlost, versuchte ich mein Glück. Man braucht schon einen guten Grund, um so eine Chance nicht zu nutzen, dachte ich mir.

Ein bisschen Geld hatte ich angespart, davon könnte ich die Übernachtungen bezahlen. So war mein grober Plan. Aber ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet zu gewinnen. Umso größer war die Freude als ich erfuhr gewonnen zu haben. Also machte ich mich an die Reiseplanung, ich startete von Berlin aus und fuhr nach Prag, Bratislava, Budapest und Wien. Eine schöne „Rundreise“, die ich nur empfehlen kann. Genau wie das Interraillen überhaupt.

Man kommt mit so einem Ticket eigentlich überall hin. Egal ob man wie ich eine Städtetour machen möchte oder lieber in die Natur bzw. kleinere Orte möchte, egal ob man eine Woche oder vier Wochen unterwegs sein möchte, alles ist möglich und eines ist man immer: flexibel. Außerdem kann man bei den Zugfahrten viel von einem Land sehen und man kommt gut mit Leuten ins Gespräch, vor allem mit Einheimischen. Sie können einem dann vielleicht auch noch den einen oder anderen Insidertipp geben.

Bei einer Interrailreise ist man so frei wie man sein möchte, heute hier, morgen dort, oder mehrere Tage am gleichen Ort. Hat man nicht gerade schon eine Unterkunft gebucht, kann man fahren wann und wohin man möchte und ist dadurch sehr flexibel. Diese Flexibilität hat mir in meinem Urlaub das Gefühl von Freiheit gegeben und ich konnte dem durchgetakteten Alltag gut entkommen. Noch dazu gibt es wahrlich klimaschädlichere Möglichkeiten zu reisen und man sieht viel von Europa. Meine erste Interrailreise war also auf jeden Fall nicht meine letzte.

Annija am 25.09.2018: „Die vielen kleinen Entscheidungen machten die Vorbereitungen spannend!“

Annija ist in diesem Sommer von Riga aus über Warschau nach Paris gereist: In ihrem ersten Blogpost erzählt sie von den Vorbereitungen darauf.

Ich hatte das Glück, zu den 15 000 jungen Menschen aus ganz Europa zu zählen, die ein Interrailticket bekamen - und damit die Chance, bis zu ungefähr 30 Länder zu bereisen. Als ich mich beworben habe, war ich mir sicher, dass ich diese Reise aber nicht alleine machen wollte, deshalb habe ich mich gemeinsam mit meiner Freundin Agate beworben. Im Juli erhielten wir unsere Tickets, beschlossen ein Datum für die Abreise und begannen die Vorbereitungen. Am Anfangen waren wir verwirrt: Wo würden wir übernachten? Wie viel Geld würden wir ausgeben? Mussten wir die Züge reservieren? Nach und nach hatten wir aber alle Informationen zusammen. Eines haben wir dabei gelernt: Umso weniger Sorgen wir uns machen, desto besser wird es.

Wir gehen beide noch zur Schule und es war für beide von uns das erste Mal, dass wir alleine verreist sind - deshalb waren wir total aufgeregt. Die ganzen kleinen Entscheidungen, die wir treffen mussten, machten alles noch spannender: Wie groß sollten unsere Rucksäcke sein? Welche Kleidung sollten wir einpacken? Wohin wollten wir überhaupt reisen?

Begonnen haben wir unsere Reise in Riga, aber weil es dort keine internationalen Zuglinien gibt, sind wir zuerst mit dem Bus nach Warschau gefahren, um in den Zug zu steigen. Danach ging es nach Paris! Unsere erste Unterkunft hatten wir uns auf der Plattform „Couchsurfing“ gesucht. Die junge Frau, die uns für eine Nacht aufnehmen wollte, war sehr hilfreich: Sie hat uns auch Tickets für die Metro gegeben, sodass wir sie nicht einmal selbst kaufen mussten. Wir hatten nur einen Tag, um uns Paris anzuschauen, und wollten natürlich so viel wie nur möglich sehen: Daher sind wir gefühlt durch ganz Paris gelaufen!

Hanne am 14.09.2018: „Das Beste daran, alleine zu reisen, sind die neuen Bekanntschaften.“

Dieses Foto hat Hanne in Bratislava aufgenommen. In ihrem ersten Blogpost erzählt sie, warum es für sie die perfekte Wahl war, alleine zu reisen.

Für viele klingt alleine reisen unattraktiv, einsam. Es fehlt jemand, mit dem man die Erlebnisse teilen kann. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die so empfinden. Eine Reise alleine erlebt man viel intensiver, ich zumindest. Und man kann seine Erlebnisse vielleicht nicht mit seinen Freunden oder seiner Familie teilen, aber man lernt neue Menschen kennen. Dafür gibt es so viele Möglichkeiten, sei es im Hostel, bei einem Stadtrundgang oder zufällig irgendwo anders. Genießt man seinen Urlaub mit offenen Augen und Ohren, lernt man schnell neue Menschen kennen, so habe ich es erlebt. Obwohl ich niemand bin, der schnell neue Kontakte knüpft.

Manche dieser Bekanntschaften bleiben flüchtig, aus anderen entwickeln sich Freundschaften. Aber eines ist sicher: Man lernt unglaublich viel über andere Kulturen und Regionen dieser Welt. Ich habe mit Menschen aus aller Welt darüber diskutieren können, was sie beschäftigt, was ihnen wichtig ist, wie die politische Lage in ihrem Land aussieht, über kulturelle Unterschiede und ganz viel mehr. All diese Gespräche haben meinen Horizont erweitert und mir neue Blickwinkel ermöglicht.

Was in anderen Ländern passiert, hören wir in Deutschland vorwiegend über deutsche Medien. Die Berichterstattung über etwas ist maßgeblich dafür, wie wir etwas wahrnehmen. Da auch mal einen anderen Blick zu bekommen, halte ich für sehr wichtig. Für mich bedeuten diese neuen Bekanntschaften auf Reisen immer auch die Erweiterung des eigenen Horizonts und ich denke, danach sollten wir alle streben. Außerdem hat man meist eine Menge Spaß zusammen und die Erinnerung daran verbindet einen ein Leben lang.

Reist man in Gruppen, ist man in der Regel nicht so offen dafür, neue Kontakte zu knüpfen. So empfinde ich es, wenn ich in Gruppen unterwegs bin oder auch wenn ich auf Reisen Gruppen treffe. Ich kann daher nur jeden dazu ermutigen, auch mal alleine zu reisen.

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